Turkey

Der MERZ ist da

Kommentar

Friedrich Merz, Vorsitzender des Aufsichtsrates der BlackRock Asset Management Deutschland AG mit Sitz in München, hat vor fünf Tagen mitgeteilt, seine Tätigkeit für die Gesellschaft zum Ende des ersten Quartals zu beenden. In einer persönlichen Erklärung sagte Merz: „Es war mir eine Freude und große Ehre, das Unternehmen in Deutschland über die vergangenen vier Jahre zu begleiten, und ich möchte Larry Fink, Rachel Lord und Dirk Schmitz für die sehr gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit danken.


Ich werde meine Zeit nun nutzen, die CDU noch stärker bei ihrer Erneuerung zu unterstützen und mich weiter politisch einzubringen. Deutschland und Europa stehen zu Beginn des neuen Jahrzehnts vor großen Herausforderungen. Ich möchte dazu beitragen, dass unser Land erfolgreich bleibt und zukunftsfähig wird.“

Nachdem die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer heute erklärte, sie verzichtete auf eine Kanzlerkandidatur und werde auch den Parteivorsitz abgeben, erscheint der Rückzug von Merz bei Blackrock in einem neuen Licht. Das Timing des Wechsels von der Hochfinanz in die Politik scheint genau kalkuliert.

Doch auch mit einem Comeback von Merz auf die große politische Bühne, wird er den Makel von Blackrock nicht so schnell los.

Kurz nach der Rückzugsankündigung von Kramp-Karrenbauer besetzten empörte Bürger die Pariser Zentrale von Blackrock. Sie errichteten Barrikaden und blockierten den Haupteingang. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, die Straße vor dem Hauptquartier war abgesperrt. Demonstranten vor dem Gebäude skandierten Slogans gegen das entfesselte Kapital und sangen Gewerkschaftslieder. Auf Videos im Netz war zu sehen, daß in dem Gebäude Wände beschmiert und Preise verunstaltet wurden.

Warum eigentlich ging Friedrich Merz zu Blackrock, der Heuschrecke, die er nun wieder verlassen hat, um sich an die Spitze der Union zu setzen? War Merz der Auffassung, daß alle Unternehmen, die mit Black anfangen, die Unternehmen sind, die unsere Welt zu einem lebenswerteren Ort machen? Unternehmen wie Blackwater, Blackstone und eben Blackrock?

Wer nicht zu den Profiteuren des entfesselten Finanzkapitalismus in Deutschland gehört, spricht dieser Tage das Stoßgebet “Bewahre uns vor üblem Scherz, vor Lindner und auch Friedrich Merz.“ Oder besser noch wäre es, von den Franzosen zu lernen.

AKK, das Akronym der scheidenden CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer ist weithin geläufig. Doch bisher wußten nur wenige Insider des innersten Machtzirkels des Berliner politischen Betriebs, das MERZ, der Nachname von Friedrich Merz, dem aufsteigenden Stern am Unionshimmel, ebenfalls ein Akronym ist, das für Masse Energie Raum Zeit steht.

MERZ umspannt alles. MERZ steht im Mittelpunkt des Universums. MERZ ist das Machtzentrum der Republik. MERZ entfacht die Kräfte des Kapitals und führt die Kapitalrendite in ungeahnte Sphären.

CROCI ist das Akronym für cash return on capital invested. Die neue Formel einer auch zukünftig erfolgreichen Sozialpartnerschaft heißt MERZ + [CDU x AFD] Σ CROCI²

Noch weniger Insider des innersten Machtzirkels des Berliner politischen Betriebs wissen, daß der Nachname von Friedrich Merz ein weiteres Akronym ist. MERZ steht ferner für: Mammon Establishment Rich Zaster. Merz huldigt den Liberalismus, ist ein Diener des Merkantilismus. Merz ist die deutsche Verkörperung des neoliberalen Kapitalismus. Wenn die Deutschen rechtzeitig von den Franzosen lernen würden, ließe sich ein Kanzlerduell Habeck gegen Merz vielleicht noch verhindern.

Print Friendly, PDF & Email

About the author

Martin Lejeune

Martin Lejeune

Martin Lejeune is a freelance journalist, correspondent, political analyst and photographer based in Berlin, Germany

Add Comment

Click here to post a comment

Follow us on Twitter

Languages

Follow us on Twitter

Languages